Als Grundlage für diese Chronik stand leider kein vollständiges, vereinseigenes Archiv zur Verfügung, da die gesamten Unterlagen aus der Zeit vor 1949 vernichtet wurden. Eine wesentliche Grundlage war daher eine auf den Erinnerungen von Hermann Thomas, Sohn eines der Mitbegründer des Schützenvereins „Hubertus“, basierende handschriftliche Zusammenfassung. Einige wenige Unterlagen aus anderen Archiven standen ebenfalls zur Verfügung.
Herrmann Thomas sen. Gottfried Scherf Steffen Winkler
Im Gründungsjahr 1891 war Gaarden noch relativ klein und hatte als Hauptarbeitgeber die Kaiserliche und die Nordische Werft. Den Schießsport betrieben die Alte Gaardener Gilde und der Gaardener Schützenverein. Mitglied in der Gilde konnten nur selbständige Handwerksmeister oder gutsituierte Bürger werden, Werkmeister der Werften wurden nicht aufgenommen.
Im Gaardener Schützenverein waren Frauen und Kinder nicht so gern gesehen. Daher entschlossen sich die Vereinsgründer, einen eigenen Verein ins Leben zu rufen, in dem sie ihre Ziele und Wünsche verwirklichen konnten.
Am 21. Juli 1891 gründeten u. a. Hermann Thomas sen., Gottfried Scherf, Steffen Winkler, Wilhelm Bock und Plambeck den Schützenverein Hubertus.
1. Vorsitzender wurde Gottfried Scherf, der es verstand, schnell die Mitgliederzahl wachsen zu lassen. Man schaffte eigene Gewehre (Vorderlader) an und übte den Sport mit den anderen Vereinen auf einer Anlage nahe der Baukampfbahn aus.
Bald mussten die Vereine weichen und konnten an der Sophienhöhe schießen. Die dortigen Anlagen waren sehr beengt, so dass sich der Vorstand nach einem geeigneten Gelände für einen eigenen Schießstand umsah und in Wellsee fand.
Am 4. Februar 1905 erwarben Gottfried Scherf, Asmus Wöhl und Albert Tischer 10.500 qm zum Quadratmeterpreis von 60 Pfennigen, da der Verein noch nicht rechtsfähig war. Unter tatkräftiger Hilfe aller Vereinsmitglieder baute der Verein eine Schießhalle und acht 175-m-Stände.
Da das gekaufte Gelände nicht ausreichte, erwarb man im September 1905 weitere 2.085 qm zum Preis von 50 Pfg/qm hinzu. Inzwischen war der Verein ins Vereinsregister eingetragen worden und konnte als Eigentümer im Grundbuch erscheinen. Die Kosten für den Grunderwerb und die baulichen Anlagen wurden durch Bereitstellung von Sparguthaben der Mitglieder aufgebracht. Es wurden Rückzahlungsscheine ausgegeben und durch ein Lossystem jährlich ein Teil der Schulden getilgt.
Schützenverein "Hubertus"
Vordere Reihe v.l.n.r.: Fischer, Thomas sen., Bock, Richter, Wöhlk, Röschmann, Scherf sen., Thomas jun. (König), Storm, Köpke, Dose, Schwerf jun.
Die Schießsaison war von Ostern bis Ende Oktober. Man zog in jenen Jahren mit Kind und Kegel hinaus vor die Tore der Stadt und verbrachte dort den Tag. Es entstand eine große Vereinsfamilie, die sich gegenseitig unterstützte und auch in der schweren Zeit des 1. Weltkrieges zusammenhielt.
In Gottfried Scherf hatte der Verein einen Vorsitzenden, der die Geschicke des Vereins durch alle Höhen und Tiefen leitete und dem Verein ein großes Ansehen auch über den Kreis Kiel hinaus verschaffte.
Zwischenzeitig wurden die Schießstände auf 300 m erweitert. Das Abtragen der Erdmassen in dem hügeligen Gelände wurde in schwerer Handarbeit durchgeführt. Dank des selbstlosen Einsatzes des 2. Vorsitzenden Johann Dose wurden die Blenden und sonstigen baulichen Anlagen termingerecht zu einer größeren Schießveranstaltung fertig.
Es ist nicht mehr feststellbar, ob es ein Fördeschießen oder sogar ein Norddeutsches Bundesschießen war.
In den Jahren nach dem Weltkrieg und der wirtschaftlichen Rezession rückte man näher zusammen und die Kameradschaft wurde nur noch stärker. Vereinsinterne Feste und Veranstaltungen, wie Pellkartoffelessen mit Matjes und Speckstippe, wurden zur Tradition. Oberschützenmeister war Karl Scherf, der Sohn des 1. Vorsitzenden. Die Vereinsfahne wehte in dieser Zeit auf fast allen Norddeutschen und Deutschen Bundesschießen. Bis 1933 schoß man nur mit großkalibrigen Waffen, entschloss sich dann daher, einen Stand für Kleinkaliber 50 m zu errichten. Nach dem politischen Wechsel mussten die Anlagen den NS-Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Als besonderer sportlicher Erfolg aus dieser Zeit ist die zweimalige Kreismeisterschaft im „Vierwaffenkampf“ zu verzeichnen. Diese Disziplin wurde von 4 Schützen mit 4 unterschiedlichen Waffen ausgetragen (je 60 Schuss Pistole, KK-Dreistellung, 175m Gewehr stehend freihändig und 175m Wehrmannbüchse)
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges beschlagnahmte die Wehrmacht die gesamte Anlage. Der Verein durfte sich provisorisch auf dem 300m-Stand einen KK-Stand einrichten, ansonsten seine Vereinsaktivitäten nur mit Genehmigung des Militärs ausüben.
Die Feier zum 50-jährigen Bestehen des Vereins wurde am 20.07.1941 begangen und stand ganz unter dem Eindruck des Krieges. In einem Zeitungsartikel der KNN vom 21.07.1941 wird berichtet:
„Anlässlich der Feier des 50jährigen Bestehens des Schützenverein Hubertus hatte sich eine große Anzahl Schützen und Vertreter der Kieler Schützenvereine auf dem Schießstand eingefunden.
Dem Festakt voran ging ein Schießwettkampf mit der Wilhelminenschützengilde von 1831 um einen Wanderpokal, während gleichzeitig auf eine Ehrenscheibe zugunsten des Roten Kreuzes geschossen wurde. Sieger im Pokalwettkampf wurde zum zweiten Male der Schützenverein Hubertus mit einem Plus von 37 Ringen, die Ehrenscheibe errang Schützenbruder Paul Richter vom Verein Hubertus.
Den Festakt eröffnete der Vereinsführer Gottfried Scherf durch Begrüßung der Mitglieder, der Führer im Schützenverband und der Vertreter der befreundeten Kieler Schützenvereine und gab einen kurzen Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung des Vereins. Gauschützenführer Otto Solters würdigte in kernigen Worten die Verdienste der beiden Gründer Gottfried Scherf und Hermann Thomas, die unermüdlich für den Verein tätig gewesen sind, von ihnen Gottfried Scherf 50 Jahre hindurch als Führer und Leiter des Vereins, überreichte der Gauschützenführer beiden Jubilaren ihre Diplome für 50jährige, Johann Dose für 40jährige und Julius Matthiesen für 25jährige Treue. Er schloss seine Ausführungen mit dem Ausdruck des Dankes und den besten Wünschen für die Zukunft, dem sich die Vertreter der Schützenvereine anschlossen. Der Reinertrag der Ehrenscheibe, 86, 50 Mark, wurde dem Roten Kreuz überwiesen.“
Am 13. Oktober 1942 wurden die im Umfeld des Vereinsheims errichteten Wohnbaracken, die der Unterbringung von Werftarbeitern dienten, durch einen Bombenangriff in Brand gesetzt. Das Feuer griff schnell auf das Vereinsheim über und zerstörte es völlig. Alle Königsscheiben, die zum großen Teil von der Münchener Kunstakademie stammten, die Pokale, die Waffen und alle Unterlagen wurden ein Raub der Flammen. Danach kam das Vereinsleben fast völlig zum Erliegen. Es war kein Sportgerät mehr vorhanden, die meisten Vereinsmitglieder im Krieg, und es gab keine Möglichkeit zum Wiederaufbau.
Am 8. Mai 1945, dem Tag des Ende des 2. Weltkrieges, verstarb der 1. Vorsitzende Gottfried Scherf im Alter von 86 Jahren. Als Mitbegründer des Vereins hatte er in den 54 Jahren seiner Tätigkeit als 1. Vorsitzender den Beginn und das vorläufige Ende des Schützenvereins miterlebt.
Ferdinand Sommer, 2. Vorsitzender des Vereins, hatte die traurige Aufgabe, die letzten Reste des Vereinsvermögens.
am 7. Februar 1946 an die Militärregierung abzugeben. Durch die Erklärung des Generaltreuhänders, Rechtsanwalt Karl Feldmann, vom 19. März 1948 wurde Ferdinand Sommer formell aus dem Amt des letzten Verantwortlichen entlassen und der Verein damit endgültig aufgelöst.
Nur wenige ehemalige Vereinsmitglieder waren noch übrig geblieben, die trotz der Zwangsauflösung weiterhin Kontakt zueinander hielten und das Ziel vor Augen hatten, den Verein in irgendeiner Form wieder entstehen zu lassen. Hans Gude pachtete das Vereinsgelände, um so eine anderweitige Nutzung zu verhindern. Am 23. Oktober 1949 gründeten die ehemaligen Schützenbrüder F. Sommer, H. Thomas, H. Gude, Piper, Tiedemann, Ruge, Radtke, Richter, Steffen, Thiele, Danielsen, Stuhr sen. und Stuhr jun. den
„Geselligkeitsverein Hubertus“.
Ziel dieser Gründung war es, die Rechtsnachfolge des Schützenverein Hubertus anzutreten und das Grundstück wieder in Besitz zu nehmen. Unter dem Vorsitz von Ferdinand Sommer gelang es, die Rechte durchzusetzen, so dass der Generaltreuhänder das Grundstück am 23. November 1950 zurückübereignete. Das Bargeld, die Sparbücher und auch die Königskette waren nicht mehr auffindbar.
Die alte Vereinsfahne, die seit 1905 ihren Dienst getan hatte, war von einer Schützenschwester privat aufbewahrt worden und entging so der Vernichtung, als 1942 das Vereinsheim ausbrannte. Auch bei der Abgabe der Vermögensgegenstände hatte man „vergessen“ wo sie lagerte. Sie stand somit dem Verein wieder zur Verfügung, auch wenn der „Geselligkeitsverein“ sie noch nicht in der Öffentlichkeit zeigte.
In dieser Zeit beschränkten sich die Aktivitäten des Geselligkeitsvereins auf kleinere gesellige Veranstaltungen, die in den doch sehr schweren Tagen gern angenommen wurden. Die Mitgliederzahl war auf rund 25 angewachsen und langsam entstand auch wieder der Wunsch, den Schießsport auszuüben. Als der Schützenbruder H. Stuhr 1952 seine Tischlerwerkstatt in Kronshagen zur Verfügung stellte, beschaffte man sich ein Luftgewehr und fing wieder mit der Sportausübung an. Höhepunkt dieses Jahres war ohne Zweifel das erste Königsschießen nach dem Krieg, das am 21. September 1952 durchgeführt wurde.
Als man im November 1952 von der Gemeinde Raisdorf eine Baracke, die im Lager Rosensee frei geworden war, für 2.000,- DM erwarb, war der erste Schritt in Richtung Wiederaufbau eines eigenen Vereinsheimes getan. Die Vereinsmitglieder bauten die Baracke in Eigenhilfe ab, transportierten sie nach Wellsee und lagerten sie zunächst auf dem Grundstück des Schützenbruders Mordhorst ein. Finanziert wurde die Kaufsumme durch ein Darlehen der Holstenbrauerei und der Gaardener Vereinsbank. Nun hatte man zwar den Grundstock gelegt, doch die finanziellen Mittel für das Aufstellen der Baracke und deren Ausbau als Vereinsheim und Schießstand fehlten. Mit viel Mut und wenig Geld begann man, das Grundstück wieder herzurichten, die alten Grundmauern der einstigen Schießhalle instand zu setzen und konnte 1954 mit tatkräftiger Unterstützung der freiwilligen Feuerwehr Wellsee die Baracke aufstellen.
Am 19. Januar 1954 erhielt der „Geselligkeitsverein Hubertus“ die langersehnte Genehmigung sich wieder „Schützenverein Hubertus e.V. von 1891“ zu nennen. Der nun offiziell genehmigte Schießbetrieb ging zunächst noch in der Tischlerwerkstatt weiter, aber man nahm schon wieder an Wettkämpfen anderer Vereine und auf Kreisebene teil. Im Jahre 1955 konnte man einen Teil des Grundstückes (Gartengelände zwischen der Segeberger Landstraße und der Schießhalle) veräußern, da an dieser Stelle Wohnhäuser errichtet werden sollten. Mit dem Erlös in Höhe von 5.600,- DM wurde das Material für den Innenausbau beschafft und die Darlehen getilgt. Nach der 1. Versammlung im neuen Vereinsheim am 16. Juni 1956 wurde auch der Schießbetrieb dort wieder aufgenommen. Wegen des äußerst begrenzten Rahmens hatte sich die sportlichen Aktivitäten bis dahin im engen Rahmen gehalten, nun jedoch standen 5 Luftgewehrstände zur Verfügung.
Die alte Königkette – das erste Königsschießen fand 1906 statt – war trotz aller Bemühungen und Nachforschungen nicht wieder aufzufinden und die Majestäten konnten nicht gebührend ausgezeichnet werden. Das Königspaar 1955/56 – J. Lütje und H. Danielsen – beendeten diesen Zustand und stifteten eine neue Königskette, die ab 1957 den Majestäten überreicht wurde.
In den folgenden Jahren war eine steigende Mitgliederzahl und ein reges Vereinsleben zu verzeichnen. Neben den schießsportlichen Aktivitäten wurde auch das Schützenbrauchtum gepflegt. Schon bald nahm der Verein an den Schützenfesten anderer Vereine und Gilden teil und veranstaltete 1964 das erste Schützenfest nach dem Krieg.
Nach einer gewissen Zeit der Ruhe, verfestigten sich Überlegungen zum weiteren Ausbau der Schießsportanlagen. In der Generalversammlung 1964 wurde beschlossen, wieder einen Kleinkaliberstand zu errichten. Unter großem Arbeitseinsatz der Mitglieder und mit regelrecht zusammengebettelten Spenden gelang es, rechtzeitig zum 75. Vereinsjubiläum im Jahre 1966 den neuen Schießstand fertigzustellen. Trotz dieser Belastungen wurde die alte Vereinsfahne, die seit 1906 ihren Dienst geleistet hatte, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Am 8. Mai 1965 wurde eine neue Fahne geweiht.
In der Generalversammlung im Januar 1965 hatte es kräftig geknirscht, denn in einer Kampfabstimmung war ein neuer 1. Vorsitzender gewählt worden. Darüber waren einige Mitglieder äußerst verärgert, traten aus und gründeten den Schützenverein Kiel. Heute verbindet uns mit dem „ungewollten Kind“ ein freundschaftliches Verhältnis und alle vordergründigen Missstimmungen sind längst vergessen.
Der 75. Vereinsgeburtstag im Jahre 1966 war eigentlich das erste Jubiläum, das so richtig gefeiert werden konnte. Beim 25. Geburtstag, das war 1916, tobte der 1. Weltkrieg. Beim 50. Geburtstag, im Jahre 1941, herrschte wiederum Krieg, daher fand nur eine Feierstunde und ein Pokalschießen statt. Fast hätte es uns zum 100-jährigen auch wieder erwischt, denn wegen des Golfkrieges am Anfang dieses Jahres stand doch einiges zu befürchten.
Nach 1966 steigerte sich die Anzahl der aktiven Schützen erheblich und der Erfolg stellte sich mehr und mehr ein. Nach vielen Übungsstunden konnten 1967 erstmals wieder Schützen an den Landesmeisterschaften teilnehmen, die Damenmannschaft stieg in die Landesliga auf und zwei Damen schossen in der Bundesliga.
Mit Zunahme der Mitgliederzahlen wurde das Vereinsheim bald zu klein. Die Planungen, in Ergänzung des Kleinkaliberstandes auch ein Vereinsheim mit Schießanlagen für Luftdruckwaffen zu errichten, wurden konkretisiert und der Segen zum Weiterbau einschließlich des Finanzierungsplanes in der Generalversammlung 1969 erteilt. Wieder einmal waren alle Vereinsmitglieder aufgerufen, durch tatkräftige Hilfe oder durch Spenden zum Erreichen des großen Zieles beizutragen. Viele Arbeitsstunden wurden geleistet, viele kleine und große Spenden zusammengetragen und am 31. Oktober 1970 das Richtfest gefeiert. Zum Schützenfest 1971 konnten wir dann das Vereinsheim und die Schießanlagen einweihen. Der größte Teil der Kosten wurde durch den Verkauf eines Grundstückteils, ein größeres Darlehen, einige Zuschüsse und mehrere kleinere private Darlehen finanziert. Es blieb zwar noch ein beachtlicher Schuldenberg abzutragen, aber voller Stolz konnte man auf das Geschaffene verweisen. Dank einer sparsamen Wirtschaftsführung und mit viel Verständnis bei den privaten Geldgebern wurde nach und nach die Schuldenlast verringert und früher als befürchtet getilgt.
Dachte man nun, dass es ein Ende habe mit dem Bauen und man ggf. später nur noch Verbesserungen an den vorhandenen Anlage treffen müsse, so zeigt der Rückblick, dass es doch nicht vorhersehbare Unwägbarkeiten gibt. Im Jahre 1973 stellten die Planer der Stadt Kiel einen neuen Flächennutzungsplan für Wellsee auf, in dem vorgesehen war, das umliegende Gelände zu bebauen und eine Straße durch unser Vereinsheim zu führen. Unser heftiger Protest wurde zunächst zurückgewiesen. Je mehr die städtischen Planungen Gestalt annahmen, desto heftiger wurde unser Widerspruch. Man vertröstete uns mit der Zusicherung, den Bestand des Schützenvereins zu gewährleisten und die berechtigten Interessen des Vereins zu berücksichtigen. Zur Weiterentwicklung der sportlichen Möglichkeiten wurde 1978 mit dem Ausbau einer Pistolenanlage begonnen. Kurz vor der Fertigstellung der Anlagen wurden wir mit einer Bauveränderungssperre belegt und der Weiterbau gestoppt. Als dann genauere zeitliche Planungen seitens der Stadt für den Beginn der ersten Baumaßnahmen vorlagen und wir auf die Unvereinbarkeit einer Wohnbebauung mit dem Betrieb einer Schießanlage unter Vorlage entsprechender schalltechnischer Untersuchungsergebnisse hinwiesen, befasste man sich ernsthaft mit unserem Problem. Nachdem die Entwurfsunterlagen eines Architekten über die zur Lärmminderung notwendigen Baumaßnahmen vorlagen, wurden die Verhandlungen intensiv und endlich konstruktiv. Gemeinsam mit uns wurden alle Möglichkeiten geprüft, so u. a. auch mehrere Umsiedlungsvorschläge. Am Ende der langen Verhandlungen stand eine Vereinbarung, die von beiden Seiten getragen werden konnte. Die Kosten für die schalltechnische Umrüstung wurden mit 1,2 Mio. DM festgeschrieben.
In nur knapp einem Jahr Bauzeit wurden die gesamten Schießanlagen, d. h. 15 Stände für Luftdruckwaffen, 8 Stände Kleinkaliber 50 m und die 5 Stände für Pistole 25 m in einem Gebäude zusammengefasst. Das gesamte Bauwerk wurde mit Erde eingedeckt, so dass es sich in die Hügellandschaft einpasst und den Grüngürtel nicht stört. Zwar wurden die überwiegenden Kosten von der Stadt Kiel getragen, der Verein erbrachte jedoch nicht unerhebliche Arbeitsleistungen und finanzielle Aufwendungen um den vorgegebenen Kostenrahmen einhalten zu können und trotzdem einige Wünsche realisieren zu können. Diese moderne Schießanlage, die zum Schützenfest 1983 in Betrieb genommen werden konnte, ist unabhängig von Witterung und Tageszeit benutzbar, lässt ein Nebeneinander von Wohngebiet und Sportanlage zu und bietet den Schützen eine uneingeschränkte Trainings- und Wettkampfmöglichkeit. Wir stellen diese Anlage nicht nur unseren Mitgliedern zur Verfügung sondern auch anderen Vereinen und Gilden im Kreis Kiel.
Ähnlich wie nach der Vereinsgründung 1891 verlief die Entwicklung des Vereins nach seiner Wiedergründung 1949. Zunächst bestand der Verein aus wenigen Mitgliedern, hatte keine eigene Anlage und nur wenig Mitgliederzulauf. Erst nachdem ein eigenes Heim und entsprechende Sportanlagen zur Verfügung standen, wuchs auch die Zahl der Vereinsmitglieder. Diese Entwicklung setzte sich fort, so dass wir von 12 Mitgliedern im Jahre 1949 auf 263 Mitglieder im Jahre 1991 angewachsen sind.
Nochmal zurück in das Jahr 1978. Der Vorstand hatte alle ehemaligen Könige zu einem Treffen eingeladen und bewirtete sie mit einem guten Essen und Getränken. In dieser guten Stimmung wurde die Idee geboren, eine neue Königskette anzuschaffen. Kurz entschlossen stifteten die Ex-Majestäten einen entsprechenden Betrag und dem König 1978 konnte die neue Kette erstmals überreicht werden. Das ließ die Damen des Vereins nicht ruhen und ein Jahr später wurde von ihnen eine neue Kette für die Königin gestiftet. Die Jugendabteilung sparte heftig und dank einiger Spenden stand dann 1988 auch für den Kronprinzen/Kronprinzessin eine Kette zur Verfügung.
Die schießsportliche Entwicklung des Vereins ist für die Zeit vor 1949 nicht mehr nachvollziehbar. Sicher ist jedoch, dass der Verein auf Kreisebene sehr aktiv war und an vielen Norddeutschen und Deutschen Bundesschießen aktiv teilnahm. Nach der Wiedergründung waren die Voraussetzungen für das sportliche Schießen zunächst sehr beschränkt. Erst als 1956 wieder eine Schießanlage mit 5 Ständen für Luftdruckwaffen zur Verfügung stand, wurde wieder richtig trainiert. Mit zunehmender Mitgliederzahl wuchs auch die Beteiligung am Schießen. Aus der zunächst mehr als Breitensport anzusehenden sportlichen Betätigung entwickelten sich bald Leistungsträger, die den Verein bei Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften vertreten.
Ganz besonders stolz waren wir natürlich auf die unerwarteten Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften 1988 (2. Platz der Mannschaft Standardgewehr, 3. Platz Einzel) und 1990 (2. Platz der Mannschaft KK-Freie Waffe).
Neben den Rundenwettkämpfen und Meisterschaften war die erfolgreiche Teilnahme an den Wettbewerben um den DSB-Pokal (2x Teilnahme am Endkampf der 15 besten Mannschaften auf Bundesebene), dem Pokal des Ministerpräsidenten (2x Sieger) und vielen hochkarätigen Pokalwettbewerben und Schießsportwochen zu verzeichnen. Die ungezählten Pokale und Siegerembleme im Vereinsheim sprechen für sich. Seit 19 Jahren veranstaltet der Verein auch eine Schießsportwoche, zu der in der Regel über 100 Mannschaften aus rund 40 Vereinen mit über 500 Einzelstarts antreten. Die Abwicklung dieser Veranstaltung verlangte von den Vereinsmitgliedern ein hohes Maß an ehrenamtlichem Einsatz.
Wie eh und jeh ist die Fahnenabordnung unter der Leitung unseres Ehrenmitglieds Hannes Masloff im Lande unterwegs und besucht die befreundeten Vereine und Gilden zu deren Festen.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Vereins- und Mitgliederstruktur hat sich seit der Vereinsgründung im Jahre 1891 nicht wesentlich geändert. Wie damals finden sich in unserem Verein Sportschützen und Hobbyschützen zusammen, die auch der Pflege des alten Schützenbrauchtums zugetan sind. Stets hielten und halten die Mitglieder in Zeiten der Freude ebenso wie in Zeiten der Not zusammen, um das mit eigener Hand Geschaffene zu erhalten oder wieder aufzubauen. So entstand von Generation zu Generation eine immer größer werdende Familie, die sich auch nach schwersten Rückschlägen aufraffte und wieder neu begann das fortzusetzen, was die Alten begonnen haben. So war es stets in den letzten 100 Jahren, auf die wir heute mit Stolz zurückblicken. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass es weiter aufwärts gehen möge und uns so große Rückschläge erspart bleiben, denn wir möchten, wie alle Menschen, in Frieden unseren Sport ausüben können und feiern können, wenn es Zeit dazu ist.
Diethelm Suhr, 1. Vorsitzender
1976 Richtfest Kleinkaliberstand
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